Figuren und Orte aus Die Kinder der Lilith (1908) von Isolde Kurz
Zusammengefasst und gegliedert von Tomas Wullschleger
Eine Fortsetzungsgeschichte in sieben Folgen

 

 

Fortsetzung von gestern Dienstag

6. Sechster Teil

6.1.
Adam erwacht aus schwerem Traum. zuerst sucht er nach Lilith, dann wird’s ihm bewusst. In der Ferne rauchende Truemmer. Tiere und Felder sind verbrannt.
6.2.
Zu spaet. Leer auch das Herz. Die Jugend schied und kehrt ihm nie.
6.3.
Ist auch Eva fort. Nein, sie kommt heiter mit einem Apfel ihm entgegen. Alle andere Speise ist verbrannt. Er fragt: woher die Frucht? Die Schlange haette sie ihr gezeigt. Frucht des Wissens. Adam weiss von der Gefaehrlichkeit dieses Genusses. Eva bietet ihm davon an.
6.4.
Adam isst den Apfel und dann erkennt er: Ich bin ja nackt. Die Scham kommt. Sie wollen sich im Wald verstecken. Wissen und Erkenntnis. Auf ewig alles Glueck zerronnen.
6.5.
Der Affe hat ein Fell. Adam fordert dieses Fell fuer sich.
6.6.
Der Affe flieht, die Jagd beginnt. Eva rennt hinterher. Dreifaches Geschrei
6.7.
Mancher im Himmel trauert, das der Mensch verirrte. Er hat von der Erkenntnisfrucht genommen, statt unverdrossen zu wirken. Eva versteht nicht, was sie bewirkte. Adam ist keinem Lichtstrahl offen, keinem Tagwerk verpflichtet. Eva fragt: Warum gruebeln ueber selbsterfundenem Uebel? Adam stoehnt nur: Schweig. Die Ankunft des Schoepfers kuendigt sich an. Weh, nun wird der Mensch gerichtet.
6.8.
Adam und Eva sitzen unter dem Baum des Wissens, noch im Paradiese und doch friedlos. Wie blanker Stahl sonnt sich die Schlange im Abendlicht.
6.9.
Ein Saeuseln und Schwirren hebt sich. Gott erscheint im Garten und ruft: Adam, wo bist du? Der Mensch erschrickt. Ich kann nicht kommen, ich bin nackt. Wer sagte dir du seiest nackt? Lilith hat alles mit sich fort genommen was Freude schafft. (Der bunte Schein, der war das Glueck). Gott antwortet: Der Schein war's. Er war ihren Kindern zugedacht. Dieser Schleier haftet auf Evas Bloesse nicht. Mit dem Schleier und der aufgegebenen Treue hat Adam das Erbe der Menschheit verspielt. "Ich schuf dich frei, das Boese hindere ich nicht, doch wie's geschieht, ich ruf's vor mein Gericht." Die Liebe als Gefieder, doch es zog den Menschen zum Staube nieder. Eigentlich sollte der Mensch nun zertreten werden, doch Lilith hat für Adam gebeten. So erhaelt der Mensch eine neue Treiberin (Gefaehrtin): Die Not. Der Schoepfer legt den Fluch aufs Menschengeschlecht. Und in der Frevelnacht wurde ein Brudermoerder gezeugt. Der wird der Menschheit Vater werden. Und sie werden nie Lilith's Schleier gesehen haben. Und hinzu kommt auch der Tod.
6.10.
Jahwe verurteilt auch Eva, die unwissend schuldige, die wie der Mond nur eine Seite zeigt. Geborgtes Licht empfangend, indes die andere wuesst' und dunkel schweigt. Sie soll Adam stets Raetsel sein, und wehe, dass er es loese.
6.11.
Dann wird Sammael gerichtet. Das Boese saettigt nicht, drum sei verdammt. Er soll den Menschen seine krummen Kuenste lehren. Jahwe gibt ihm Adams ganzen Samen preis.
6.12.
Es donnert nach. In rauhen Fellkleidern folgen Mann und Frau der duennen Feuerspur, die von der Schlange gelegt. Eva brennt in Liebe, Adam verbirgt sich vor Scham über die gebrochene Treue. Auf ewig schloss sich hier die Tuer. Adam und Eva, die Verstossenen, ziehen los.

Siebte Folge morgen Donnerstag