Lilith
Konzept
Jahrtausendwende
1999
Das hier präsentierte Bühnenprogramm von Tomas Wullschleger und Brigitta Fischer umfasst elektronische Musik mit Loops, Samples und Texten der Fischerin, eingebettet in den Singsang vom modernisierten Mythos der Lilith im Garten Eden, unterstützt durch ein raffiniertes Licht- und Soundsystem.
Arbeitsverlauf
1997 -Tomas Wullschleger und Brigitta Fischer beginnen die Zusammenarbeit am vorliegenden Projekt.
1998 – Das Projekt erhält seinen Arbeitstitel Lilith.
Nov 1999 – Start der Web-Site www.fischerin.ch, welche das Programm begleitet.
3.Dez -Liebe Lilith -13 elektropoetische Szenerien hat Premiere im Rössli Staefa.
2000 – Kontinuierliche Erweiterung der Web-Site, musikalische Weiterarbeit am Bühnenprogramm.
7. bis 9. Dez: Liebe Lilith, blauer Saal, Zürich
Loops
Das Prinzip der Loops, der Schlaufen, spiegelt sich auf jeder Ebene des Projektes: Das Publikum sitzt im Kreis. Die Lautsprecherboxen sind in zwei Kreisen angeordnet – der Tontechniker Renato Capelli lässt die Tonquelle wandern und routet sie in Realtime variabel auf die acht Lautsprecherboxen. Auch das Licht von Esther Hagen spielt mit Kreisen. Musikalisch bildet die Looptechnik den rhythmischen Boden für die Samples und den Gesang, der durch die Nähe des Mikrofons am Mund den Kreislauf der Luft als Atem hörbar macht. Die Rahmengeschichte mit ihrem Anfang und ihrem Ende im Paradies bildet ebenfalls eine Schlaufe. Auch inhaltlich wird geloopt: Die Texte erzählen vom sich-selbst -genügen in der Onanie, vom Teufelskreis des Begehrens von Unerreichbarem/Verweigertem, vom sich drehn und drehn (und verfangen) in einer Umarmung – von lauter Lilithschlaufen.
Geschlechter
Es gibt nicht mehr einfach den Mann und die Frau. Heute ist es möglich, das Geschlecht zu wechseln, sei es virtuell im Internet oder durch eine Operation. SIE oder ER als Artikel können die Vielschichtigkeit der Geschlechterlandschaft nicht benennen. Transsexualitaet, Androgynie, Homosexualitaet usw. lassen die alten Mythen vom heterosexuellen Paar eng und undifferenziert erscheinen. Dieser Realität Rechnung tragend, begegnen sich in Liebe Lilith DAS Mann und DAS Frau. Angesprochen, angesungen, herbeigesehnt wird das Mensch, in seiner sexuellen Orientierung oder Identität nicht festgeschrieben. Lilith hingegen ist in den 13 elektropoetischen Szenerien nicht menschlich, sondern ein fast göttliches Wesen, eine Projektion, verwandt auch dem Teufel. Als Trägerin des weiblichen Prinzips ist sie mit – aufschlussreichen – entsprechenden Attributen ausgestattet.
Elektro
Elektronik lebt von Verbindungen (Kabelschlangen), Spannung, Ladung, Senden, Empfangen, Verstärkung, Vervielfachung – und überall in der Elektrik wird gesteckt – eingesteckt und ausgesteckt. Die Verwandtschaft mit der Sexualitaet ist offensichtlich für Leute, die mit Elektronik arbeiten. Und doch hat die Elektronik etwas körperloses, unnahbares wie Lilith. Die elektronische Musik im Dancefloorbereich kreiert – wie Lilith – eine Atmosphäre, gibt ein Muster vor, in welchem (tanzende) Menschen ihre Autoerotik entfalten (und andere dabei zuschauen). In Liebe Lilith sitzt das Publikum auf einzeln stehenden Stühlen, oft im Dunkeln – dieses einstündige Programm mit einer Party zu ergänzen – das steht uns noch bevor…
Wer in die Tiefen dieses Projektes vordringen will, ist eingeladen, sich vor oder nach dem Anlass einen Einblick zu verschaffen. Die Internetseite www.fischerin.ch wird ca. alle zwölf Wochen erweitert (bis Feb.03) und fleissig besucht.
Besetzung
Brigitta Fischer: Auftritt, Stimme und Midi-Master, Lieder und Gedichte, Samples, Web-Site, Konzept
Tomas Wullschleger: Konzept, Rahmengeschichte, Regie,
Renato Capelli: Hexaphonische Tontechnik
Esther Hagen: Licht und Schatten


